Treatwall-Klettersimulator
Der Treatwall-Klettersimulator ist 1990 von einem Ingenieur und Kletterexperten in den USA entwickelt worden und wird dort in zahlreichen klinischen Einrichtungen mit Erfolg eingesetzt.
- Die Sauerlandklinik Hachen ist die einzige MS-Klinik in Deutschland, die das therapeutische Klettern bei der Behandlung von MS-Patienten einsetzt.
- Die Behandlungsmethode mit neurophysiologischen Ansätzen beinhaltet viele vergleichbare Bewegungselemente wie beim normalen Gehen und wird auf ärztliche Verordnung sowohl in der Einzelbehandlung als auch in kleinen Gruppen durchgeführt.
- Eine Kombination mit anderen Therapien auf neurophysiologischer Basis wie Vojta, Bobath, PNF ist empfehlenswert.
Zielsymptome bei MS-Patienten sind Koordinations- und Gleichgewichtsstörungen, Muskelschwächen im Arm- und Beinbereich, Aufrichtemangel im Rumpfbereich, Gehbehinderung bezüglich der Stand- und Schwungphasen, Ausdauerprobleme sowie cardiovaskuläre Störungen. Voraussetzung: Der Patient sollte einige Meter mit Hilfsmittel gehen können.
In der physiotherapeutischen Abteilung steht ein spezieller Treatwall-Klettersimulator mit spezieller technischer Voraussetzung für die Behandlung zur Verfügung. Die Fortbewegung der Kletterwand im Rotationsmechanismus erfolgt durch das Körpergewicht des Patienten. Der Neigungswinkel der Wand ist individuell verstellbar. Steht das Training der Beine im Vordergrund, wird die Kletterwand im oberen Bereich nach hinten gekippt. Dadurch erzielt man automatisch bei der Behandlung eine vermehrte Abdruckaktivität über die Beine. Kippt man den oberen Teil der Kletterwand nach vorne, erfolgt die Fortbewegung überwiegend über Zugaktivität der Arme. Mittels eines verstellbaren Hüftgurtes und über Knie- und Ellbogenschoner werden die Patienten optimal abgesichert. Bei einem Fehltritt wird die Kletterwand automatisch durch eine eingebaute Lichtschranke gestoppt. Die Geschwindigkeit der Rotationsbewegung der Kletterwand ist individuell stufenlos einstellbar und wird an die vorhandenen motorischen Fähigkeiten des Patienten angepasst. Im Vergleich zu üblichen Kletterwänden im Sportbereich sind die Griff- und Trittelemente vielfältiger angeordnet, größer und möglichst ergonomisch für die Hände geformt. Abstand und Position der Griff- und Trittelemente bestimmen das Bewegungsausmaß und den Krafteinsatz.
Behandlungsbeispiele
Vor und nach der Therapie wird eine Pulskontrolle durchgeführt, die Zeit und die jeweilige Kletterstrecke dokumentiert. Abhängig von der Behinderung des Patienten erfolgt die Einteilung für eine Einzel- oder Gruppentherapie.
Bei der Gruppentherapie unterscheiden wir 2 Klassifikationen:
- Gruppe A (leichtere Gangstörung):
Die Patienten klettern überwiegend selbständig. Teilweise benötigt diese Patientengruppe leichtere manuelle Hilfestellung für Beine oder verbale Korrektur durch einen Therapeuten. - Gruppe B (stärkere Gangstörung):
Diese Patientengruppe benötigt Hilfe von einem und häufig auch zwei Therapeuten. Die Hilfestellung bezieht sich auf die ein- oder beidseitige Beinführung zum gezielten Aufsatz der Füße auf die Trittelemente, Abdruck in der Hochstoßphase, für das Anheben der Beine sowie für die seitliche oder vertikale Körperverlagerung. Nach mehreren Behandlungseinheiten kommt es zunehmend zur Automatisierung der Bewegungskoordination, so dass die Hilfestellung abgebaut werden kann.